"Wie weit ist es noch? Ich habe keine Lust mehr! Ich habe Durst!"
Kinder können ihren Eltern einen Wanderausflug ganz schön vermiesen. Doch das muss nicht sein, wenn Erwachsene einige Regeln befolgen und sich etwas einfallen lassen.
Mit Kindern ist es anders
Wer mit seinem Nachwuchs einen Wanderausflug plant, muss wissen: Mit Kindern ist Wandern anders. Weder wollen sie Gipfel erstürmen noch möglichst viele Kilometer "abspulen". Und brav hinterherzulaufen ist schon gar nicht ihr Ding. Für sie gilt eher, dass der Weg das Ziel ist und dass sie immer wieder etwas Neues erleben wollen. Die Großen sollten sich deshalb auf die Kleinen einlassen. Wenn sie sich für den gemeinsamen Ausflug etwas Spannendes einfallen lassen, um die Kinder bei Laune zu halten, kann der Ausflug zu einem Erlebnis für alle werden.
Lukas ist Feuer und Flamme: "Kommt doch weiter. Seht doch mal da vorne", ruft der Vierjährige seinen Eltern zu, und schon flitzt er wieder los. Dabei hatten sein Vater und seine Mutter zunächst alle Mühe, Lukas von einem Wanderausflug zu überzeugen. "Ich will lieber zu Hause spielen", hatte er erklärt. Doch seine Eltern konnten ihn dann doch noch begeistern: "Das wird toll, wir haben uns spannende Sachen für dich ausgedacht."
Sinnliche Erfahrungen und Wir-Gefühl
Beim Wandern und Bergsteigen machen Kinder und Jugendliche wichtige Erfahrungen. Sie können ihren Spieltrieb und ihren Bewegungsdrang ausleben, und sie stärken ihre Kräfte, ihre Ausdauer und ihr Geschick. Das alles fördert die motorische und kognitive Entwicklung. Die Kinder lernen sich und ihren Körper besser kennen und die eigenen Stärken und Schwächen besser einzuschätzen. Hören, Sehen, Riechen, Tasten, Fühlen: Die Erfahrung mit der Natur mit allen Sinnen stärkt die Phantasie der Kinder. Gemeinsame Familienausflüge steigern zudem das Wir-Gefühl.
Den Kindern Freiheiten geben
Die Eltern geben Lukas alle Zeit der Welt. Mal rennt er vor, mal bleibt er zurück: Der Junge hat seinen eigenen Rhythmus. Die Eltern wissen: Wer ein Kind beim Wandern antreibt, verdirbt ihm garantiert die Laune. Lukas kann sich einen Ameisenhaufen am Wegesrand ganz genau und in Ruhe ansehen. Er kann Steine und Stöcke sammeln, Schneckenhäuser, Käfer, Blätter und Blumen begutachten. Er darf auf umgefallenen Baumstämmen balancieren und auf Felsbrocken klettern. Wenn er mal etwas Interessanten verpasst, machen seine Eltern ihn darauf aufmerksam. "Schau mal hier, Lukas", sagt die Mutter und zeigt dem Kind einen Schmetterling. Der Vater hat schnell den Naturführer zur Hand, sodass er sofort nachlesen kann, wie das Exemplar heißt. Einen seltenen Käfer kann Lukas sich sogar unter einer Lupe anschauen, die sein Vater auch noch im Gepäck hat.
Forstwege sind langweilig
Die Eltern haben eine kindgerechte Strecke geplant. Zeit für viele Pausen und ein kleines Picknick haben sie eingerechnet. Statt über gut ausgebaute aber langweilige Forstwege geht es zunächst über Stock und Stein an einem kleinen Bach entlang. Dann darf Lukas über eine Wiese laufen, und an einem kleinen Teich entdeckt er Frösche und Libellen. Zwischendurch geht es auf einen Aussichtsturm, von dem man einen tollen Blick über das Waldgebiet hat - vor allem mit Papas Fernglas. Auch Burgruinen, Höhlen, Wasserfälle und Brücken finden Kinder ungeheuer spannend. Die Eltern haben sogar nichts dagegen, dass Lukas an dem kleinen Bach einen Staudamm baut. Seine Mutter hat nämlich Wechselkleidung eingepackt. Lukas und sein Vater fahren mit selbstgebauten Schiffen aus Ästen und Blättern um die Wette.
Kleine Spiele für zwischendurch
Wenn es zwischendurch doch mal langweilig werden sollte und die Motivation verloren geht, sorgen kleine Spiele für Abwechslung. Der Klassiker ist nach wie vor: "Ich sehe was, was du nicht siehst". Doch Kinder spielen auch gerne "Wer findet das nächste Markierungszeichen?" oder Verstecken. Beliebt sind auch Sammelaktionen wie: Wer hat am Ende die meisten Tannenzapfen? Oder: Wer erkennt Vogelstimmen?
Übrigens:
Wenn man gemeinsam mit einer anderen Familie auf Wanderschaft geht oder zumindest einen Freund oder Spielkameraden seines Kindes einlädt, hat man doppelten Spaß. Beim Wandern in der Gruppe motivieren sich die Kinder gegenseitig.
Sicherheitsregeln
- Voraussetzungen: Erwachsene, die mit Kindern in den Bergen unterwegs sind, sollten selbst über genügend Ausdauer verfügen. Sie sollten den Weg gut kennen oder eine detaillierte Wanderkarte zur Hand haben. Für Notfälle ist ein Mobiltelefon wichtig.
- Zeit: Planen Sie genügend Zeit ein. Faustregel: Kinder brauchen alle 60 Minuten eine Pause. Je kleiner die Kinder sind, desto mehr Zeit sollten Sie einplanen.
- Tempo: Die Kleinsten bestimmen das Tempo. Bergauf sollten Kinder vorangehen, bergab geht besser ein Erwachsener vor. Denn Kinder rennen gerne ins Tal um die Wette, was zu schlimmen Stürzen führen kann.
- Ausrüstung: Auch im Sommer sollten Kinder lange Hosen tragen. Die schützen vor Zeckenbissen und dornigem Gestrüpp. Die Schuhe sollten den Knöchel stützen und eine Profilsohle haben. Packen Sie eine Kopfbedeckung, eine Sonnenbrille, Regenschutz sowie Ersatzkleidung ein. Kinder erhitzen sich leichter als Erwachsene und kühlen auch schneller ab. Auch bei Sonnenschein sollten ein Pullover oder eine Jacke im Gepäck sein, denn gerade in den Bergen kann das Wetter schnell umschlagen. In die Reiseapotheke gehören: Pflaster, Wundsalbe und ein Mittel gegen Insektenstiche. Wandern Sie im Sommer nie ohne Sonnencreme.
- Verpflegung: Kinder benötigen während einer Wanderung viel Flüssigkeit - mindestens einen Liter. Als Mahlzeit sind Obst, Käse- oder Wurstbrote, Rohkost und Müsli-Riegel ideal.
- Lasten: Auch wenn die Kleinen ihre Sachen selbst tragen möchten: Muten Sie ihnen nichts Schweres zu. Es gilt: Das Gesamtgewicht des Rucksacks sollte maximal zehn Prozent des Körpergewichts betragen.
- Witterung: Meiden Sie im Sommer die Mittagshitze.
- Gefahren: Meiden Sie absturz- und steinschlaggefährdetes Gelände. Kinder sollten nur dann vorauslaufen dürfen, wenn der Weg gut zu überblicken ist. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind keine Pilze und Beeren isst und keine unbekannten Pflanzen berührt. Meiden Sie wegen der Gefahr einer Höhenkrankheit Regionen über 2500 Metern.
Fazit:
Wandern mit dem Nachwuchs ist einfach anders. Sehen Sie die Natur mit den Augen Ihrer Kinder und lassen Sie den Kleinen Zeit, alles in Ruhe zu erkunden. Wer zudem eine kindgerechte und spannende Strecke plant und sich für unterwegs etwas einfallen lässt, ist in Sachen Wanderausflug auf der sicheren Seite.